Die Arbeitswelt verändert sich rasant.

Die bisherige traditionelle Unternehmenskultur machte unsere Wirtschaft in Deutschland stark. Doch wenn wir uns in den jungen Unternehmenskulturen umsehen, dann sind andere Faktoren entscheidend. Es stehen sich zwei unterschiedliche Arbeitskulturen gegenüber: Eine junge, gut ausgebildete und selbstbestimmte Nachwuchsgeneration mit Netzwerkern, die weltoffen kommunizieren und ihr Wissen austauschen. Dagegen klassische Unternehmen, die sich nicht gerne zeigen.

Innen und Außen

Hidden Champions halten ihre Entwicklungen und Patente geheim, scheuen die Öffentlichkeit, wirken im Verborgenen. Firmen waren geschlossene Systeme, die ihre Unternehmensgeheimnisse gehüteten. Familienunternehmen funktionieren wie Familien: Es gibt ein Innen und Außen.

Neue Arbeitsweisen wie Homeoffice und Formen der Kommunikation in Social Media verwischen die Grenzen zwischen privat und beruflich. Die Erfahrung der langjährigen Mitarbeiter steht in Konkurrenz zu neuen, innovativen Arbeitstechniken und Materialien. Wenn früher langjährig erprobte Abläufe für Qualitätsstandards sorgten, heißt heute Qualität eben auch Schnelligkeit und individuelle Lösungen. Früher war Innovation die Aufgabe der Entwicklungsabteilung, heute stellt sich an jedem Arbeitsplatz die Frage, wie ich meine Arbeit an die veränderten Kundenansprüche, wie „sofort und jetzt“ oder großzügiges Rückgaberecht anpassen kann.

Digitalisierung schafft neue Realitäten

Dem klassischen Einzelhandel nur einen Onlineshop anzuhängen, wird den Möglichkeiten eines digitalen Unternehmens nicht gerecht. Digitalisierung heißt, dass das Business mit seiner Kernkompetenz ganz neu gedacht und in eine neue Form gegossen werden muss – also neue Geschäftsmodelle braucht. Digitale Unternehmen sind entstanden, die äußerst erfolgreich bisherige Überzeugungen und Geschäftsmodelle auf den Kopf stellen. Doch wie kommt das neue Denken in die traditionellen Firmen? Wie sieht die innovative Gesamtlösung für die Kernkompetenz des Unternehmens im digitalen Zeitalter aus?

Als Verantwortlicher sollten Sie vier Themenfelder im Blick behalten:

1. Auf Augenhöhe kommunizieren mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten

Eine Unternehmenskultur, die Respekt an Alter und Erfahrung koppelt, hat es schwer mit einer Generation Y, die nach- und hinterfragt. Sie macht Respekt und Autorität fest an persönlicher Kompetenz und Glaubwürdigkeit. Wenn die nachwachsende Generation stärker geprägt ist durch eine offene Kommunikation, dem Netzwerken und Teilen von Wissen, dann hat dies auch Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden. Sie sind enge Kooperationspartner für erfolgreiches Business und müssen vertrauensvoll auf Augenhöhe ernstgenommen und wertgeschätzt werden.

2. Die Führungskräfte sind die Change-Agents

flickr_nana_b_agyei-change_its_a_new_yearIn diesem gewaltigen Veränderungsprozess kommt auf das Führungsteam eine besondere Herausforderung zu: Sie müssen sich auf machen, ohne zu wissen, wie der Weg oder das Ziel aussehen. Sie sind Führer durch unbekanntes Terrain. Sie sind nicht mehr die erfahrenen Wissenden und müssen trotzdem nach vorne gehen und entscheiden.

Wichtig ist, dass das Führungsteam sich über den Aufbruch einig ist und eine gemeinsame Vision entwickelt, die sie auch kommunizieren. Es ist an ihnen, zum Experimentieren zu ermutigen. Denn brav seine Arbeit machen, wie bisher, bringt keine neuen Erfahrungen und Erkenntnisse. Es geht nicht darum, eine neue Software zu erlernen oder eine attraktivere Firmenhomepage in Auftrag zu geben – sondern um eine (neue) Grundhaltung: Neugierde auf Neues und Spielfreude in den Arbeitsalltag holen, Lebendigkeit des inneren Kindes wieder zu entdecken, sich mental auf Überraschungen einstellen und neue Vernetzung zu erproben. Dafür braucht es Chefs, die es erlauben – und Mitarbeiter, die sich trauen, kreativ quer oder “out of the Box” zu denken. Und diese Veränderung beginnt zuerst bei den Führungskräften. Diese sind zuerst gefordert, die alten Wege und Denkmuster zu verlassen.

Und noch eine Herausforderung wartet auf Sie als Führungskraft: Lernen Sie, Konflikte zu mögen, denn sie gehören zur Veränderung dazu. Sagen Sie „Ja!“ zu Konflikten, denn sie sind ein deutliches Zeichen, dass Sie unterwegs zu neuen Ufern sind.

Teil 2 beschäftigt in zwei Wochen sich mit neuen Formen und Techniken der Kommunikation nach innen und außen sowie der Befähigung Ihrer Mitarbeiter und der Gestaltung einer lernenden Organisation: neue Kommunikationsformen und der Befähigung Ihrer Mitarbeitenden.

In diesem Sinne: Arbeitest du noch oder denkst du schon?
Ihre Lioba Heinzler

(Bildquelle: «Change – Its A New Year» by Nana B Agyei via flickr (CC BY 2.0) – no changes made.)