Mitmachen in der «Vorbild» Blogparade von Unkrig Personalcoaching
„Blogkarneval“ – passend zur fünften Jahreszeit führt Jörg K. Unkrig aus Radevormwald im Februar 2016 eine Blogparade mit dem Thema „Vorbild 2016“ durch. Im Gespräch sind heute Lioba Heinzler und Christoph Ziegler (Social Media Manager).
Vorbild: Funktion oder Leitbild?
Ziegler: Die moewe Beratung gibt es seit 2007. Wie wichtig war es zu Beginn der gemeinsamen Unternehmenspartnerschaft mit Sabine Wengelski-Strock ein Vorbild zu haben? Und warum?
Heinzler: Vorbilder, die wirklich passten, gab es nicht. Wir hatten die Idee, mit der moewe mehr offene Seminare zu unseren Themen anzubieten. Die Supervisionen liefen in unseren alten Firmen. Daneben gab es immer größere Veränderungsprojekte, die eher unter dem Stichwort „Unternehmensberatung“ laufen …
Ich habe in den letzten Monaten intensiv über das Thema „Vorbilder in meinem Leben“ nachgedacht. Ich bin Jahrgang 1963, komme aus dem katholischen Süden Deutschlands. Da gab es für mich als Mädchen keine interessanten weiblichen Vorbilder zu Beruf und Karriere. Ich wusste zu Schulzeiten, was ich nicht wollte, aber weniger was ich wollte 😉 Als ich dann an meiner ersten Stelle nach Ausbildung und Studium zu einer Supervisionsgruppe eingeladen wurde, war ich anfangs skeptisch und konnte damit nicht viel anfangen. Allerdings faszinierten mich diese Arbeit und vor allem die Supervisorin. Ihre Souveränität und gelassene Fachlichkeit zogen mich in den Bann. Das wollte ich auch können. So wollte ich auch sein. Sie und später auch ihr Kollege in bei TZI-Kursen (TZI = Themenzentrierte Interaktion) waren für mich Motivation, „alles“ zu lernen, um so unaufgeregt und klar in Gruppen zu kommunizieren, mit Erwartungen umzugehen und sich selbst und andere zu leiten. Dies war mein Lernprogramm für die folgenden fünfzehn Jahre. 1999 schloss ich meine Supervisionsausbildung ab und hatte auch durch TZI viel über die Arbeit mit und in Teams gelernt. Für mich habe ich dadurch gewonnen, dass ich meine (Belastungs-) Grenze genau kenne und meist in einer guten Balance meine beruflichen Herausforderungen mit meinem Privatleben gestalte und viele tragfähige Beziehungen meine Arbeit und mein Leben bereichern.
Wer oder was ist Ihr Vorbild heute?
Heute sind meine Vorbilder die, die als Unternehmer und Unternehmerin erfolgreich gutes Geld auf Dauer verdienen. Dabei lege ich Wert auf eine ethisch anspruchsvolle Haltung, die sich in konkretem Handeln im Alltag zeigt. Die Themen „skalierbare Geschäftsmodelle“, „das Handwerk von Vertrieb und Verkauf“ treiben mich heute um. Und natürlich schaue ich nach Menschen, die bei diesen Inhalten für mich glaubwürdig sind, das heißt, das erreicht haben, was ich gerne erreichen möchte.
Wie „installieren“ Sie eine gelebte Unternehmenskultur bei Ihren Kunden?
Es gibt ja immer eine Unternehmenskultur. Unternehmenskultur sind die selbstverständlichen Gewohnheiten, „die man halt so macht“. Die Frage ist, in wieweit sie den Entscheidern bewusst ist und ob es so ist, wie sie es haben wollen. Oder, ob die Selbstverständlichkeiten genau das verhindert, was erreicht werden soll … Den Chefs und Mitarbeitenden fehlen Ideen und Kreativität, dass es auch anders geht. Gerade in kleinen und mittleren Betrieben in traditionellen Branchen, die eine hohe Mitarbeiterbindung und damit wenig Fluktuation haben, sind die Vorstellungen von guter Zusammenarbeit auch eher klassisch. Es fehlen Ideen, Bilder und alternative Möglichkeiten, dass effektive Arbeit auch ganz anders laufen kann.
Stichwort Augenhöhe. Im Juni 2015 waren Sie Mitveranstalter bei der Vorführung des gleichnamigen Filmes im Wuppertaler Technologiezentrum W-tec. Ich habe selbst diesen Abend miterlebt und verspüre immer noch bemerkenswerte Nachwirkungen in der Kommunikation in und mit meinem Geschäftsumfeld. Was hat der Film mit Ihnen gemacht?
Der Film Augenhöhe ist ein klasse Projekt. Dafür herzlichen Dank an die InitiatorInnen. Für mich war der Inhalt nicht überraschend, denn habe ich in meinem Arbeitsleben schon viele Unternehmen und Unternehmungen erlebt, die erfolgreiche Arbeit leisten, ohne die klassischen Strukturen eines Betriebs. Zum Beispiel habe ich in verschiedenen Projekten als Hauptamtliche den Rahmen für ehrenamtliche Arbeit gesetzt. Und es gab supergute Ergebnisse, ohne dass die hochmotivierten und engagierten Mitarbeitenden dafür bezahlt oder Details kontrolliert wurden. Oder ich habe als Moderatorin Netzwerkprojekte begleitet, die nachhaltige Arbeit leisten, ohne dass es einen Chef oder Chefin gibt.
Sie arbeiten als Coach für Veränderungsprozesse und sind zertifiziert für die Arbeit mit dem Tool Changesetter™. Das Thema „Vorbild“ kommt beim Einsatz sicherlich häufig zur Sprache. Wie gehen Sie bei der Supervision mit diesem Punkt um?
Interessante Frage, weil es ein selten benanntes Thema ist. Vorbild ist ja eher eine Person. Solche Vorbilder können viele Geschäftsführer benennen. Bei den Führungskräften ist es eher ein alter Chef oder der ehemalige Inhaber. Bei Wirtschaftsunternehmen spielt das Stichwort „Benchmarking“ eine auch motivierende Rolle. In den Feldern der sozialen Arbeit wird der Bereich der inhaltlichen, konzeptionellen Arbeit bisher weniger verglichen mit anderen. Und persönliche Vorbilder spielen auch weniger eine Rolle, weil sich das Selbstverständnis in den erzieherischen und beratenden Berufen in den letzten Jahrzehnten sehr verändert hat.
Sehen Sie einen Unterschied bei Frauen und Männern im Umgang mit dem Thema Vorbild?
Frauen und Männer sind sich sehr ähnlich, aber nicht ganz 😉 Ich erlebe, dass beiden ein gutes Klima und das Ergebnis bei der Arbeit wichtig sind. Aber wenn beide Prioritäten sich nicht gleichzeitig verfolgen lassen, dann wählen die Männer eher die Ergebnisse. Sie haben Spaß und Freude daran, sich zu messen und Ziele erreichen. Müssen sich Frauen zwischen den beiden wichtigen Werten entscheiden, dann ist es für sie ein kleines bisschen wichtiger, dass die Beziehungen stimmen. Und mein Eindruck ist, dass sie danach auch ihre Vorbilder wählen. Und die „Ahnengalerie“ von Vorbildfrauen ist eindeutig kürzer als die von Männern.
Wozu raten Sie selbstständigen Unternehmerinnen und Unternehmern in Bezug auf Vorbilder oder die Formulierung eigener Ziele? Was hat sich aus Ihrer Sicht als praktikabel in der Umsetzung erwiesen?
Vorbild und Vision hängen für mich zusammen. Wenn ich selbständig bin, ist es noch wichtiger als in Festanstellung, dass ich mir darüber bewusst bin, welche Vorstellungen und Bilder in mir kraftvoll wirken. Nur wenn sie mir bewusst sind, kann ich sie mit meiner Einstellung, also dem was mein Herz erfüllt, abgleichen und für meine konkreten Ziele nutzen. Wenn sich aus meiner Vision, Vorstellung und Einstellung die Strategie ableitet, dann ergeben sich die Ziele fast automatisch und die Umsetzung im Arbeitsalltag wird leicht(er).
Letzte Frage. Hand aufs Herz – was denken Sie, für wen sind Sie ein Vorbild? Und woran machen Sie das fest?
Herr Ziegler, darüber spricht man bzw. frau nicht 😉 Ich weiß, dass ich für einige Frauen Vorbild bin, weil sie es mir gesagt haben. Zum Beispiel gefällt ihnen, dass ich meinen Weg gehe und dass ich mich traue, zu sagen was mir wichtig ist, und dabei immer wieder über mich selbst und andere herzhaft lachen kann.
Vielen Dank für das Gespräch.