Oder: Was heißt situative Führung?
Eine Horrorvorstellung: Das eigene Dach über dem Kopf steht in Flammen. Gott sei Dank gibt es die Feuerwehr. Diese rauscht in kurzer Zeit an, alle Mann springen aus den Fahrzeugen und die Mannschaft versammelt sich erst einmal mitten auf der Straße im Kreis für ein Team-Meeting. Die Moderationskärtchen mit den Ideen zum Vorgehen werden auf einer Seitenwand des größten Fahrzeugs geclustert.
Diese absurde Szene macht verdeutlicht, dass jeder Beteiligte erleichtert ist, wenn einer klar und souverän die Leitung und das Kommando übernimmt. Wenn jeder an seinem Platz weiß, was er zu tun hat und sich darauf verlassen kann, dass die anderen ihren Teil beitragen, dass die Katastrophe ein schnelles Ende findet.
„Autoritär“ ist nichts Schlechtes.
Autoritäre Führung wird oft mit Machtmissbrauch gleichgesetzt und ist deshalb in Verruf geraten. Doch Machtmissbrauch ist etwas anderes und gibt es auch bei jedem anderen Führungsstil. Wenn ich zum Beispiel den sogenannten „Lassez-Faire“-Stil (frz. und meint, „lass machen“) nehme, dann versucht jedes Teammitglied, Ordnung ins Chaos zu bringen und den Machtspielen ist Tür und Tor geöffnet. Leitung hat die Aufgabe, eine Gruppe von Menschen so zu führen, dass sie mit so wenig Aufwand wie möglich, ihr gemeinsames Ergebnis erreichen.
Und zum Aufwand gehören alle Ressourcen:
- Zeit,
- Geld,
- Personal und
- Nerven der Beteiligten.
Leitung muss sich an der gestellten Aufgabe und an den Kompetenzen der einzelnen orientieren. Dafür ist die autoritäre Leitung wie jeder andere Leitungsstil eine Form der Unterstützung der Zusammenarbeit, die passen muss. Wichtig ist mir dabei zu betonen, dass autoritäre Führung auch auf Augenhöhe geht: respektvoll und wertschätzend.
Als Führungskraft ist Steuern dein Job!
Leitest Du deutlich und klar, das mindert den Reibungsverlust. Es ist als Führungskraft Dein Job, den Rahmen zu setzen und zu entscheiden. Denn dann können Deine Leute ihre Arbeit tun.
- Die Grundlage für eine stressarme Zusammenarbeit ist Vertrauen und Wohlwollen: Ich weiß als Führungskraft, worauf ich mich verlassen kann – und ich weiß als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter, was von mir verlangt wird. So kann jeder an seinem Platz und in seiner Rolle die Arbeit tun. Manchmal ist dieses Vertrauensfundament gestört. Hier hilft eine klare, autoritäre Leitung, Sicherheit zu geben, das Spielfeld der Arbeit und Kompetenzen abzustecken.
- Manche Mitarbeitende sind noch nicht soweit, auf Augenhöhe mit der Führungskraft und im Team zu verhandeln. Dann geben Sie als Führungskraft den Rahmen vor und den Ton an. Sprich Klartext! Dadurch gibst Du Deinen Mitarbeitenden Sicherheit, damit sie gute Mitarbeiter sein können. Und dann laß sie auch wachsen und unabhängiger werden.
- Solange die Diskussionen in Deinem Team zu einem konstruktiven Konsens führen, ist alles in Butter. Wenn aber Dein Team mehr oder weniger Spaß hat, endlos um des Kaisers Bart zu streiten, dann ist es an Deinen Entscheidungen zu fällen. Nach dem Austausch aller Argumente für und wider, ist es Dein Job als Führungskraft, die gemeinsame Richtung vorzugeben. Fängt die Diskussion von vorne an, mache am besten eine Ansage:
für eine bestimmte Zeit z.B. 3 Monate wird es jetzt so gemacht und dann werden die Erfahrungen miteinander reflektiert und vielleicht eine andere Entscheidung gefällt. Bis dahin ist SCHLUSS mit der Diskussion.
Ja, das Führen auf Augenhöhe ist erstrebenswert, aber ohne klare Ansage als Führungskraft geht es nicht. Das heißt, dass die Erwartungen an die Zusammenarbeit geklärt werden müssen: Was ist wann erlaubt? Wer trägt wofür Verantwortung?
Für Dich als Führungskraft bedeutet situatives Führen, dass Du Dich nicht scheust, den Ton anzugeben oder auch ein Machtwort zu sprechen. Das ist Dein Job!
Es ist mir wichtig, zu betonen, dass das nichts mit Respektlosigkeit zu tun hat. Denn nur weil Du sagst, wo’s lang geht oder was jetzt zu tun ist, mußt Du das ja nicht grob tun oder dich im Ton vergreifen.
Probiere es aus: Mit Deiner klaren Leitung wird Dein Miteinander im Team stressfreier und entspannter werden.
Herzliche Grüße
Lioba Heinzler
(Bildquelle: «Feuerwehr» by blu-news.org via flickr (CC BY SA 2.0) – no changes made.)