Unternehmensnachfolge erfolgreich meistern
Jetzt ist es geschafft! – Oder doch nicht?
Nach den anstrengenden Monaten mit vielen Verhandlungen, Kribbeln im Bauch und Bauchschmerzen, sind nun endlich die Unterschriften unter den Vertrag gesetzt. Die Unternehmensübergabe ist vollzogen: Der Übernehmende hat jetzt den Hut auf. Oder etwa doch nicht?
Wie auch immer Ihre Stimmung nach der Vertragsunterzeichnung sein mag. Ob Sie denken:
- „Jetzt ist es geschafft! oder „Endlich geht’s los!“
- „Was habe ich da nur getan? oder „Was habe ich mir angetan?“
- „Hoffentlich geht es gut …“
Sichtbare Zeichen der Unternehmensübergabe setzen
Jedes Gefühl ist berechtigt. Jeder Satz wird in den nächsten Monaten je nach Situation passend sein. Die Unterschrift ist für Sie als Übernehmer*in oder Übergeber*in das sichtbare Zeichen. Für die offiziellen Stellen ist sie der Auslöser, um in unterschiedlicher Weise tätig zu werden. In Ihrem Unternehmen setzen Sie auf diese Weise wirksame Zeichen:
- das Büro und den Schreibtisch räumen,
- den eigenen neuen Raum gestalten und den Schreibtisch einräumen,
- die Feier zur Verabschiedung und die erste Ansprache als neue Chef*in,
- den Chefparkplatz jeden Morgen besetzen.
Auch wenn Sie sich dafür entscheiden, die berühmten ersten 100 Tage alles seinen üblichen Gang gehen zu lassen – bevor Sie Themen intensiver ansprechen und Änderungen einführen. In der Zwischenzeit wirkt auch, was Sie tun oder nicht tun.
Projektionen im Übergabeprozess richtig einschätzen
Sie sind Projektionsfläche für unzählige Hoffnungen, Wünsche, Erwartungen, Befürchtungen, Ängste jedes einzelnen Mitarbeiters, Ihrer Kunden und Netzwerkpartner. Manche werden ausgesprochen, andere bleiben ungesagt. Diese Projektionen haben oft nichts mit Ihnen und Ihrer Persönlichkeit oder Kompetenz zu tun. Und doch sind Sie herausgefordert, damit umgehen. Wenn Sie von extern übernehmen, sind Sie ein unbeschriebenes Blatt.
Beachten Sie: Sie können Projektionen nicht vermeiden!
Wenn Sie als Familienmitglied oder firmenintern übernehmen und Sie bekannt sind, dann sind diese Erwartungen mit Erfahrungen gekoppelt. Es werden Geschichten erzählt, die vielleicht auch zur Identität der Firma gehören. Und Sie spielen dabei eine Rolle.
Manche Unternehmensübergabe zieht sich über einen längeren Zeitraum hin. Es kommt vor, dass die Energie und Motivation des Übergebers dadurch in den letzten Jahren nachgelassen hat. Vielleicht waren die letzten Monate oder Jahre geprägt von „Das soll der/die Neue machen!“. Der Nachfolger steht vor einem Entscheidungsstau. Mitarbeiter warten schon darauf, dass wichtige Themen entschieden und Weichen neu gestellt werden. Sie stehen in den Startlöchern und hoffen, dass es endlich weitergeht.
Die Art der Unternehmensübergabe bedingt die Fragen
In solchen Fällen kann ein Interimsmanagement sinnvoll sein, um die notwendigen Veränderungsschritte einzuleiten. Dem Übernehmer*innen – unabhängig in welcher Konstellation er oder sie übernimmt – stellen sich trotzdem viele Fragen, die hauptsächlich die folgenden Bereiche betreffen:
- Bei einer firmeninternen Unternehmensübergabe bleibt vieles, wie es ist. Und doch wird einiges anders. Aus dem Team heraus Führungskraft zu werden, ist immer die schwierigste Variante Leitung zu übernehmen. Dabei geht es nicht nur um Führungkraft, sondern um die Gesamtverantwortung für das Unternehmen. Das kann verunsichern. Beide Parteien unterziehen sich einem intensiven Lernprozess.
- Bei einer familieninternen Nachfolge stellt sich die Last der Nachfolgetradition der Familie ganz besonders. Die Bürde der Ahnenreihe verdienstvoller Vorfahren ist nicht zu unterschätzen. Dazu kommt die Frage, ob wirklich übergeben wird oder ob sich der Seniorchef, die Seniorchefin nicht weiterhin im Arbeitsalltag für anstehende Entscheidungen zuständig fühlt.
- Bei einer externen Übernahme durch einen Käufer, der in die Geschäftsführung einsteigt, lauten die Fragen „Wie läuft das hier?“ oder „Wie kriege ich alle an einen Tisch?“. Wird nach dem Kauf ein Manager eingesetzt, sind die Herausforderungen nochmals ganz andere.
Diese Bedingungen stellen Sie vor unterschiedliche Herausforderungen. Je besser Sie vorbereitet sind, desto leichter ist es für Sie, die letzte Etappe in der Unternehmensnachfolge erfolgreich zu meistern.
Erfahrener Beistand in der Unternehmensnachfolge
Sie erleichtern sich diesen Prozess, wenn Sie sich in dieser Situation von einem erfahrenen Nachfolge Coach beraten lassen. Durch eine Sparringspartnerin wissen Sie vorher, welche Fragen Sie für sich klären müssen. Sie können wichtige Entscheidungen abwiegen, sich darauf vorbereiten und so mehr Sicherheit gewinnen. Für eine komplexe Herausforderung, wie die Unternehmensnachfolge, brauchen Sie zunächst einen Überblick. Und dann die richtigen Informationen, um eine tragfähige Entscheidung treffen zu können. Interne Berater haben immer ein hohes Eigeninteresse. Sie sind in der bestehenden Unternehmenskultur verhaftet.
Sie brauchen jemanden, der zu 100 Prozent Ihre Interessen im Blick hat!
Steuerberater sind kompetent in Fragen des Steuerrechts. Für die Themen Unternehmensentwicklung, Strategie und „Attraktiver Arbeitgeber“ gibt es ebenfalls kompetente Experten. Unternehmensnachfolge ist ein gewaltiger Changeprozess. Dieser Prozess wirkt sich nicht nur auf Ihr Berufsleben aus. Er wirkt weit in Ihr privates Leben hinein. Damit Sie den Überblick behalten, ist hier ein klarer Fokus wichtig.
Der richtige Fokus entscheidet über den Verlauf.
Nutzen Sie die folgenden Fragen, um sich und Ihre Firma Schritt für Schritt in die richtige Richtung zu führen:
- Was wollen Sie mit Ihrem Unternehmen erreichen?
- Wo wollen Sie in 5 Jahren stehen?
- Haben Sie Ihre Ziele schriftlich fixiert?
- Haben Sie dafür einen realistischen Maßnahmenplan?
- Wie oft nehmen Sie sich Zeit, um sich hierüber klar zu werden?
Je weniger Zeit Sie sich für diese Überlegungen nehmen, desto unklarer ist der Fokus, wohin Sie Ihr neues Unternehmen entwickeln wollen. Sie sind nicht nur Fachkraft im Unternehmen. Sondern auch Manager*in. Finden Sie heraus, wie viel Freiraum Sie für diese unternehmerischen Überlegungen brauchen?
Ihr Team ist ein wichtiger Schlüssel für das Gelingen.
Sie werden Ihre Ziele nur realisieren können, wenn das gesamte Team hinter Ihnen steht. Das ist gerade bei der Unternehmensübergabe nicht von Natur aus gegeben. Bestehende Ängste können zu Widerstand führen. Diese Fragen helfen Ihnen, klare Entscheidungen zu treffen, wie Sie Ihre Mitarbeitenden mit ins Boot holen.
- Wie schaffen Sie emotionale Sicherheit bei Ihren Mitarbeitenden?
- Wie erreichen Sie Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter*innen mit und bei der Arbeit?
- Worin unterscheidet sich Ihr Führungsstil von dem Ihres Vorgängers?
- Wo stehen Sie auf einer Skala zwischen ängstlich und vertrauensvoll? Zwischen laut und leise? Wo zwischen dominant und initiativ? Und wo zwischen Kumpel und Dienstvorgesetztem?
- Wo ist die Führungskoalition in Ihrem Unternehmen?
- Welche Widerstände gibt es? Wie äußern sich diese? Wer ist kritisch loyal Ihnen gegenüber? Wo sitzt der „Kadavergehorsam“?
- Wie schaffen Sie es, dass Ihr Funke auf den Führungskreis und die gesamte Belegschaft überspringt?
Kommunikation und Konflikte im Übergabeprozess
Je besser die Kommunikation, desto weniger Konflikte gibt es! Auch wenn Sie sich gut vorbereiten. Sie können Konflikte nicht ganz vermeiden. Dafür ist die Unternehmensnachfolge zu komplex. Deshalb sollten Sie sich einen guten Überblick über die Kommunikationsstrukturen und Seilschaften im Unternehmen verschaffen. Und für sich Ihre Position klären. Diese Fragen helfen Ihnen dabei:
- Von wem erhalten Sie konstruktives Feedback?
- Welche Art der Auseinandersetzung schätzen Sie? Welche nicht?
- Unterscheiden Sie zwischen Wissens- und Machtfragen?
- Wer redet Ihnen nach dem Mund?
- Wo sind die unabhängigen Denker im Team? Werden diese „belohnt“ oder „bestraft“?
Diese und weitere Fragen finden Sie in meiner Zusammenstellung zum Thema Unternehmensnachfolge für Übergeber*innen und Übernehmer*innen. Diese können Sie kostenfrei unter diesem Blogartikel bestellen …
Damit die erfolgreiche Unternehmensnachfolge gelingt, und es für Sie und Ihr Unternehmen gut weitergeht.
Herzliche Grüße aus Wuppertal,
Ihre Lioba Heinzler
PS: Einen umfangreichen Übergabe-Arbeitsbogen und eine Video-Reihe zum Thema finden Sie hier.
Die Themen in dieser Artikelreihe:
- Geglückte Unternehmensnachfolge: Eine tragfähige Entscheidung treffen
- Erfolgreiche Unternehmensnachfolge: Diese Fragen sollten Sie sich vor den Vertragsverhandlungen stellen!
- So gelingen die Vertragsverhandlung in der Unternehmensnachfolge!
- Die letzte Etappe in der Unternehmensnachfolge erfolgreich meistern
(Bildquelle: „Gloss at the top“ by South_agence via istockphoto)