Mittagspause. In die weißen Schüsseln löffeln Andrea, Holger und Co. eine würzige Kartoffelsuppe. Die Tische wurden auf die Schnelle zusammen geschoben. Von echter Pause kann keine Rede sein. Vielmehr wird weiter gesprochen. Berichtet. Zugehört. Das ist kein Plaudern, kein Bla-Bla. Das ist wieder so ein Aha-Moment: Die Kommunikation geht weiter in diesem Workshop – bei aller Leichtigkeit sehr ernsthaft. Es ist ein BarCamp BergischLand (#bcBerg20), das Christoph Ziegler und Lioba Heinzler veranstalten. Die Inhalte geben die Teilnehmer vor. Das ist die Barcamp Methode. Und die Teilnehmenden wollen sich immer weiter austauschen – auch in der Mittagspause am Samstag.

Ankommen, runterkommen, einschwingen

Freitagvormittag: Das #bcBerg20 startet. Die Teilnehmer – allesamt Unternehmerinnen und Unternehmer, manche in der Startphase einer Selbständigkeit, einige schon weiter und im Änderungsprozess – trudeln ein. Auf dem Büffet im Gründerzentrum in Solingen stehen Kuchen und Obst. Ein Kaffee oder Tee, das ist genau richtig jetzt. Erst einmal ankommen, runterkommen und einschwingen auf dieses Barcamp. Hier gibt es keine Themenvorgaben, keine eingekauften Referenten. „Ihr macht Eure Themen zur Tagesordnung. Wenn Ihr Euch langweilt, seid Ihr selbst schuld“, sagt Lioba Heinzler und schmunzelt. So flexibel die Inhalte sind, so fest ist der Rahmen des Barcamp BergischLand. Hüterin der Zeit – die setzt den Rahmen – ist am Freitag Lioba Heinzler. Am Samstag übernimmt Christoph Ziegler die Moderation des 2. Tages beim Barcamp.

Die Barcamp Methode – anbieten und suchen

Das Prinzip ist denkbar einfach: Es ist ein Geben und Nehmen. Die Camp-Teilnehmer sollen nicht nur sagen, welche Themen sie interessieren, wo sie Input erhoffen. So sollen auch eigene Sessions – so heißen die 60-minütgen Einheiten mit einem Mix aus Vortrag, Austausch und Hinterfragen – veranstaltet werden. Der Teilnehmer ist Referent und Klient gleichermaßen. Anbieten und suchen sind gleichwertig.

So viele Themen, so wenig Zeit

Insgesamt zwölf Stunden – inklusive Pausen – stehen an den anderthalb Tagen zur Verfügung. Die Pinnwand für Themen und Session-Plan ist zuerst leer. Doch Barcamp-Wiederholungstäter beruhigen die Novizen: Das Tableau fülle sich sehr schnell. Und bald ist klar: Es gibt so viele Themen, dass die Zeit kaum reichen wird, alle zu bedienen. Und genauso schnell wird klar: Jeder Teilnehmer hat seine Idee ins Camp mitgebracht, ist präpariert, hat aber auch konkrete Vorstellungen, was er von der Veranstaltung mitnehmen möchte.

Der Wunsch, inspiriert zu werden. Die Hoffnung auf Tipps fürs Online-Marketing. Der Wunsch nach Austausch. Der Antrieb, sich im Barcamp zu engagieren, ist unterschiedlich. Diese Vielfalt spiegelt sich in den Sessions wider. Wie mit unterschiedlichen Angeboten eine Kundenreise geschmeidig unternommen werden kann. Wie Storytelling auf Facebook funktioniert. Wie das Büro mit einem Computer-Programm neu und viel übersichtlicher organisiert werden. Wie die Nische für das eigene Talent aussehen kann. Wie man Preise festlegt und aushandelt. Wie der Markt für die Geschäftsidee bewertet wird. Das Spektrum ist breit. Die Anliegen sind konkret.

Die Barcamp Methode – vieles ist sehr konkret im Barcamp

Mal gibt es eine beinah philosophische Einordnung, die zum Nachdenken anregt. Meist sind es aber ganz konkrete Vorschläge, die die Unternehmer direkt aufnehmen und im Kopf gleich in ihr Konzept einbauen und auf Machbarkeit checken. Das alles geschieht auf Augenhöhe; ein ganz wesentliches Merkmal dieses Barcamps. „Deswegen funktioniert diese Art von Workshop auch so gut“, weiß Christoph Ziegler. Hier wird niemand belehrt. Hier wird lösungs- und zielorientiert gesprochen und argumentiert – egal ob in Zweier-Talk, in einem Vierer-Gespräch oder in der großen Runde. Das alles schlägt sich am Ende in der Bewertung nieder.

Neue Impulse – damit es gut und besser weitergeht

„Viel gelernt und viel mitgenommen“, hat eine Teilnehmerin nach den anderthalb Tagen im Barcamp. Für die kommenden Tage notiert sie sich „klare To Dos“. „Neue Impulse für meine Arbeit und auch Dankbarkeit“, nimmt eine Beraterin mit. Eine Unternehmerin schwärmt vom „geballten Fachwissen“. Zwei Teilnehmerinnen sehen sich ermutigt, „weil mir nun klar ist, dass es einen Markt für mein Angebot gibt“. Und das alles – fügt ein Social Media-Experte hinzu – „passiert in offener und herzlicher Atmosphäre“. Kommunikation pur – das ist ein Geheimnis dieser Workshop-Form. Lioba Heinzler quittiert es mit einem Lächeln, dass alle in ihrem #bcBerg20 einen „Schatz“ haben entdecken und für sich sichern können. Oder wie es eine Trainerin zusammenfasst: „Ich bin beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit hier Wissen geteilt wird. Das ist so inspirierend.“ Und damit es gut weitergeht auch im #bcBerg21…

Wenn Du Dich für unser Barcamp Bergisch Land #bcBerg21 interessierst: einfach in den Newsletter der beiden Veranstalter Christoph Ziegler und Lioba Heinzler eintragen, wir halten Dich auf dem Laufenden.

Die Quelle der Barcamp Methode liegt im Open Space

Der Ursprung von Open Space liegt vor zirka 30 Jahren bei einer akribisch vorbereiteten, teuren und großen Konferenz, die nur mittelmäßig ankam. Die eindeutige Rückmeldung der Teilnehmenden lautete:

“Das Beste waren die Kaffeepausen.”

So hat der Veranstalter Harrison Owen überlegt, wie er aus Kaffeepausen eine Konferenz gestalten kann. Das Ergebnis ist das Open Space. Vor zehn Jahren entwickelte sich unter dem Stichwort ‹Barcamp› in der IT-Szene ein ähnliches Format. Die Methode lässt sich leicht erklären:

Die Teilnehmenden können ihre Anliegen und Fragen einbringen oder ihr Know-how zur Verfügung stellen. In einem ersten Schritt werden diese Angebote sortiert. Und dann gehen die Einzelnen in den knapp einstündigen Workshop, der für sie die höchste Relevanz hat. Danach sortieren sich die Teilnehmenden wieder neu mit den nächsten eingebrachten Themen.

Die Barcamp Methode in verschiedenen, hilfreichen Facetten

Trotz aller Beschreibung, was das Besondere an dieser Unkonferenz ausmacht, kann es gut sein, dass es für Dich immer noch nicht greifbar ist. Am besten versteht man das „Geheimnis“ oder „Esprit“ einer solchen Tagung und wie sinnvoll und hilfreich dieses Format für die eigene Firma ist, wenn man es selbst erlebt hat! Ich erzähle Dir von meinen Unkonferenzen in den letzten Monaten und Jahren, an denen ich teilgenommen habe. Und vielleicht begegnen wir uns dort 😉

Im Januar 2020 war ich beim Barcamp von Maik Pfingsten. Sehr empfehlenswert für alle, die sehr inspirierendes Netzwerk kennenlernen und einen PRODUCTIZED SERVICE entwickeln wollen.

Schon zum 3. Mal werde ich im November 2020 bei der Podcastheldenkonferenz von Gordon Schönwälder dabei sein. Es ist eine gelungene Mischung aus Konferenz und Barcamp.

AUGENHÖHEwege in Wuppertal

Im Juni 2015 und September 2016 fand die Veranstaltung Augenhöhe in Wuppertal statt. 40 Frauen und Männer trafen sich, um mit der Methode des Open Space über das Thema „Führungskultur in Unternehmen“ zu diskutieren. Auf der Webseite augenhoehe-wuppertal.de finden Sie Fotos und Teilnehmerstimmen zum Workshop. In der Vorbereitung meiner Moderation überlegte ich sehr wohl, was ich im Notfall tun werde, wenn die Teilnehmenden keine eigenen Themen formulieren. Doch das, was an Themen aus der Teilnehmerrunde zusammen kam, hätte auch gut eine zweitägige Veranstaltung füllen können.

TWIN-Camp in Karlsruhe

twin-camp-karlsruheEnde September 2016 war ich selbst Teilnehmerin beim TWIN-Camp in Karlsruhe. TWIN ist ein Mentoring-Programm für Unternehmerinnen. Kompetent moderiert von Ute Blindert und Susanne Eschke haben 20 Frauen, die alle von ganz frisch bis gestanden selbständig sind, zwei Tage lang ihre Themen eingebracht und sich und ihr Know-how zur Verfügung gestellt. Für mich war es ein sehr lebendiges Barcamp, mit vielen neuen Eindrücken, Ideen und wertvollen Kontakten.

Stöbern Sie doch mal in den sozialen Netzwerken nach dem Hashtag #TWINCamp16

InspiCamp und InspiCon in Bonn

Anfang Oktober 2016 nahm ich dann am InspiCamp in Bonn teil. „Das InspirationsCamp ist gedacht als Austauschplattform für (fortgeschrittene) Online-Unternehmer: Jeder bringt etwas ein, jeder nimmt ganz viel mit – so die Grundidee.“ Für mich kann ich sagen, das ist gelungen!

Auch hier war es eine souveräne Organisation und  Moderation durch Marit Alke und Katrin Linzbach und eine bunte Mischung von 50 Frauen und Männern: alte Hasen und Neulinge, die Dienstleistungen oder Produkte verkaufen. Dieses BarCamp hatte nochmals einen besonderen Kick, weil sich viele schon über das Internet (gut) kannten und nun sich in 3D gegenüber standen. Da alle Teilnehmenden internetaffin sind, findet sich auch viel dazu im Netz. Hashtag? #InspiCamp

Und im April 2018 nahm ich an der InspiCon teil, die jährlich stattfindet und bei der sich zirka 200 Selbständige und Unternehmer*innen treffen. Auch dies ist eine gelungene Mischung von Konferenz und Barcamp.

Übrigens, eine Zusammenstellung aller Barcamps im D-A-CH-Raum finden Sie unter: https://www.barcamp-liste.de/

 

Erstveröffentlichung über das Fokus-Barcamp #fbc2017 am 13. Nov 2017 und am 25. Okt 2016

Foto: Copyright Christoph Ziegler/Kumulus, Lioba Heinzler