Als Unternehmer*in ist es eine tägliche Herausforderung, den unterschiedlichen Menschen im Team gerecht zu werden. Und neben den Menschen müssen auch die Ziele und Aufgabe im Alltags gleichermaßen im Blick sein. Das wissen Menschen mit Verantwortung. Ich habe zwei Herangehensweisen in der Teamführung beobachtet. Diese hängen von der Persönlichkeit ab und haben unterschiedliche Wirkungen und Auswirkungen. Die Unternehmenskultur und Branche spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Wesentlich ist jedoch, wie der einzelnen Führungspersönlichkeit ihre individuelle, erfolgreiche Teamführung gelingt.
Nein, für diese komplexe Herausforderung des Führungsalltags genügen nicht einfach ein paar Tipps. Deshalb vorweg einige Überlegungen zum Thema.
Die Aufgabe von Entscheider*innen in Unternehmen ist es, eine Welt zu schaffen, der Menschen, Mitarbeiter wie Kunden, zugehören wollen.
Es ist schon länger nachgewiesen, dass es in Unternehmen einen Zusammenhang zwischen Mitarbeiterorientierung und Kundenorientierung gibt. Wenn sich Mitarbeitende wertgeschätzt fühlen, dann engagieren sie sich intensiver für ihre Aufgabe. Ist das Verhalten von Verantwortlichen kränkend, dann holen sich die Mitarbeiter untereinander emotionale Unterstützung und Sicherheit. Das kostet viel Zeit und Energie und somit auch Geld.
Außerdem hat sich in vielen Berufen und Branchen die „Brautschau“ auf dem Arbeitsmarkt umgedreht: angesichts des Fachkräftemangels können Mitarbeiter nun auswählen, wo und wie sie arbeiten wollen. Und es wächst eine Generation nach, die völlig andere Vorstellungen von Arbeit und Leben hat.
Neue Leitungsformen – Altes Spannungsfeld
Ich erlebe in fast allen Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen, dass sich die Frage stellt, wie Zusammenarbeit unter diesen Bedingungen gut gelingen kann. Die Lösungsansätze haben verschiedene Namen wie Kollegiale oder Dialogische Führung, Agile Führung, Führen auf Augenhöhe, New Work, Theorie U, Integrale Führung oder Holokratie.
Was allen Ansätzen gemein ist, ist die Herausforderung, dass Führungskräfte wie Mitarbeitenden neue Formen der Kommunikation, der Verantwortlichkeit, des Selbstverständnisses und somit auch der Selbstreflexion brauchen.
Leitungskräfte wissen, dass es täglich eine große Herausforderung ist, den unterschiedlichen Menschen im Team und den Anforderungen im Arbeitsalltag gerecht zu werden. Ich beobachte, dass es zwei verschiedene Herangehensweisen der Führungskräfte gibt, die von ihrer Persönlichkeit, der Unternehmenskultur bzw. auch Branche abhängen:
Teamführung lebt von zwei Polen
Die Führung des Teams braucht Beziehung zu den Mitarbeitern
Durch kontinuierlich gute Kontaktpflege und Aufbau einer Kommunikationskultur bauen Sie gute Beziehungen zu den Mitarbeitern auf. Das ist die Basis für eine entspannte Teamführung. Zuhören. Miteinander sprechen. Kontakt zu jedem halten. Das stärkt die Vertrauensbasis.
Tragfähige Beziehungen heißt: „Sie können sich auf Ihre Leute verlassen.“
Doch ein Team sind mehrere Menschen und das heißt, dass es eine sehr aufwändige Variante ist, mit jedem einzelnen den Kontakt zu pflegen und individuell auf den einzelnen einzugehen. Sie brauchen bei diesem Ansatz viel Zeit und Sie kennen sicherlich die langen Diskussionen mit jedem einzelnen… Außerdem fördert diese Variante die Konflikte im Team, weil jeder und jede sich der Unterstützung der eigenen Position durch die Leitung sicher ist.
Aber Achtung:
Wenn der Chef eher Freund, die Chefin eher Freundin sind, dann verschwimmen die Rollen und die Leistung im Team ist „suboptimal“.
Zur Führung eines Teams sind verbindliche Abläufe, Regeln und Strukturen wichtig
Auch dieser Ansatz von Teamführung hat sinnvolle Aspekte. Team und Abteilung haben Klarheit, was gilt und wie Dinge zu handhaben sind. Das mindert den Abstimmungsbedarf, verhindert wiederkehrende Diskussionen.
Regeln und Strukturen schaffen Entspannung durch Klarheit!
Vertrauen ist auch hier erforderlich. Fehlt eine solche Beziehung zur Chefin oder zum Chef, kann es in anspruchsvollen Arbeitsfeldern für die Mitarbeiter anstrengend werden. Unsicherheit führt zu Schwarz-Weiß-Denken. Das begünstigt emotionale Verunsicherung im Team. Die Folge: Themen oder Fehler werden nicht oder nur unzureichend kommuniziert. Ideen für eine innovative Lösung werden zurückgehalten. Das Potenzial der Mitarbeiter kann so nur teilweise genutzt werden. Die Folgen können sowohl für die Führungskraft, als auch für das Unternehmen fatal sein.
Aber Achtung:
Wenn der Chef, die Chefin eher distanzierte Dienstvorgesetzte sind, gehen Begeisterung und Engagement leicht verloren. Für den Vertrauensaufbau fehlen die leisen Zwischentöne und Überlegungen, die Sie für tragfähige Lösungen in Ihrem Team brauchen.
Erfolgreiche Teamführung ist mehr als Management und Verwaltung. Und bedenken Sie, dass Leitung nur über Beziehung und Vertrauen anstrengend sein kann. Für Führungskräfte gilt es sicher, hier einen guten Mittelweg zu finden.
Mit diesen Fähigkeiten gelingt eine gute Teamführung
Die Kompetenzen, die ein Chef oder eine Chefin heute für eine entspannte Teamführung braucht, können in drei Bereiche zusammengefasst werden:
Persönliche, innere Klarheit und Souveränität
- Rollenklarheit
Damit Sie mit den verschiedenen Anforderungen umgehen können, braucht es Gestaltung von Macht, Umgang mit Ohnmacht und klare Grenzen. Wer sind Ihre Kollegen? Die Mitglieder des Teams auf jeden Fall nicht. - Werteklarheit
Als Führungskraft sollten Sie sich eigener innere Werte bewusst sein und sie in Priorität bringen können. Das gleiche gilt für die eigenen Antreiber, Motive, Überzeugungen, Vorstellungen und Einstellungen. - Innere Autonomie
Eine Unbestechlichkeit, das zu tun, was richtig und wichtig ist, unabhängig vom Beziehungsgeflecht und den Konsequenzen.
Beziehungskompetenz
- Vertrauensfähigkeit und Gelassenheit
- Kooperationsfähigkeit
- Spannungs- und Konfliktfähigkeit
Strukturkompetenz
- Klarheit über notwendige Regeln, die „entstressen“ und Konsequenzen bei Nicht-Einhaltung
- Ernsthafte, unaufgeregte Schnelligkeit und Konsequenz
- Kraftvolle Ziele aushandeln und formulieren
- Klar und sauber Delegieren können
- Klarheit zwischen Wissens- und Machtfragen
Fünf Tipps, wie Sie die Teamführung erfolgreich gestalten
Unternehmer*in und Teamleader sein sind existenzielle Lernfelder wie Partnerschaft und Elternsein im privaten Bereich. Ob wir uns dabei weiterentwickeln, ist eine Frage der individuellen Entscheidung. Wie Sie sich auch immer entscheiden: Spannungen und Schmerzen sind Teil jedes Weges. Ich habe für Sie fünf Tipps zusammengestellt. Diese konsequent zu verfolgen, trägt dazu bei, auf Dauer ein „guter Chef“ zu sein oder zu werden. Allerdings reicht das Wissen nicht. Sie müssen es tun. Tagtäglich.
1. Tipp: Nehmen Sie sich Zeit für die Selbstreflexion
Wenn Sie nicht klar haben, was Sie wirklich wollen, dann sind Ihre Aussagen für Ihr Team verwirrend. Nehmen Sie sich dafür regelmäßig ein bisschen Zeit – täglich 10-15 Minuten, wöchentlich ein bis zwei Stunden, monatlich drei bis vier Stunden und zweimal pro Jahr ein Tag. Gewinnen Sie Klarheit sich – über Ihre Motive und Werte, über Ihre Wünsche und Träume, über das, was Ihnen gut tut und das, was Sie blockiert.
Sprechen Sie nicht direkt über alles, was Ihnen durch den Kopf geht, mit Ihrem Team. Suchen Sie sich Sparringspartner ausserhalb: Ihre Mastermind-Gruppe, Ihren Mentor*in, Ihren Coach.
2. Tipp: Wie wirken Sie und was bewirken Sie?
Sie leben nicht alleine auf einer Insel. Die Herausforderung ist, Ihre Vorstellungen mit denen der anderen abzugleichen und einen gemeinsamen, kräfteschonenden Weg zu finden. Der Abgleich von Selbstbild und Fremdbild ist ein steter Prozess. Die Frage, die sich immer wieder stellt, ist: „Was ist die Vorstellung in meinem Kopf und was ist real?“, „Wie biege ich mir die Realität zurecht, dass mein „Weltbild“ erhalten bleibt?“ Oder: „Glaube nicht, was Du denkst!
3. Tipp: Vermeiden Sie Demotivation und Kränkungen
Motivation können Sie nicht machen. Menschen bringen diese mit. 95 Prozent der Mitarbeitenden wollen gute Arbeit leisten. Das ist meine Erfahrung. Was „gute Arbeit“ im Unternehmen ist, ist jedoch häufig nicht klar. Es fehlen die Qualitätskriterien und Prioritäten. Diese zu definieren ist Ihre Aufgabe. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Leute nicht demotivieren. Den besten Zugang zu Ihren Mitarbeitenden finden Sie, wenn Sie achtsam und empathisch mit ihnen sind. Nicht als rhetorischer Trick, sondern echt als Mensch.
4. Tipp: Achten Sie auf wertschätzende Kommunikation
Als Verantwortlicher können Sie diesen Punkt konsequenter einfordern, als Mitarbeitende das untereinander tun können. Den klaren Rahmen, was geht und was nicht, setzen Sie. Das ist Ihre Verantwortung. Der Rahmen kann großzügig sein. Dazu, rate ich auch. Aber ein Rahmen ist eine Begrenzung. Das heißt, es gibt Dinge, die Sie nicht dulden. Kommunizieren Sie diese klar und deutlich. Und reagieren Sie bei Verletzung des Rahmens schnell und eindeutig.
5. Tipp: Investieren Sie in Ihre eigene Weiterentwicklung
Unser Kopf kann nicht anders, als zu lernen – in jedem Moment unseres Lebens. Die spannende Frage ist, ob unser Denken Bekanntes bestätigt. Oder, ob wir neugierig gewohnte Sichtweisen in Frage stellen? Dann deuten wir Beobachtungen und Erlebnisse anders und ermöglichen so neue Erfahrungen. Suchen Sie sich dafür unabhängiges, professionelles Feedback.
Teamführung: Unterscheide zwischen Mitarbeiterführung und Teamkultur
Bei den Weiterbildungen für Führungskräfte geht es in erster Linie um Mitarbeiterführung und hier sind Führungskräfte auch fit:
- Motivation
- Persönlichkeits- und Kompetenzprofile
- individuelle Karriereplanung und Weiterbildungen
- Jahresmitarbeiter- und Rückkehrergespräche
So wichtig es ist, die einzelne Person gut im Blick zu haben: Es ist nur die halbe Wahrheit. Viel entscheidender ist die Kultur in einem Team bzw. in einem Unternehmen. Die Unternehmens- oder Teamkultur prägt, wie die Menschen selbstverständlich miteinander umgehen, „wie man es macht“ im Alltag.
Diese Kultur ist oft schwer zu greifen und Verantwortliche haben keine Idee, wie sie diese bewusst steuern können.
Doch Dein Team entwickelt sich jeden Tag. Die Frage ist, ob in die von Dir gewünschte Richtung.
Doch wenn Du lernst, die Teamdynamik zu verstehen und für Dich zu nutzen, wird Dein Leben als Chef*in viel einfacher. Für mich hat die Teamentwicklung und die Teamführung immer einen höheren Stellenwert als die Mitarbeiterführung.
Wie siehst Du das? Schreibe mir gerne in die Kommentare.
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Erstveröffentlichung am 29. Aug 2017; Überarbeitung am 17. November 2019; Ergänzung 11.10.2023