Das kommt vor. Drei Tipps, wie sie mit Ihrem Fehlverhalten umgehen können.
Es passiert uns allen. Immer mal wieder. Wir haben Werte, die wichtig für uns sind und somit Ansprüche an uns und unser Verhalten. Doch dann passiert es! Wir tun etwas, was dazu nicht passt, von dem wir uns geschworen hatten: “Niemals!” Wir werden uns selbst nicht gerecht. Wir benehmen uns daneben. Wir haben das Gefühl, dass wir uns blamieren – zumindest vor unserem eigenen Kritiker. Gerade Führungskräfte, die sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sind, leiden besonders unter ihren eigenen Unzulänglichkeiten und ihrem Fehlverhalten.
Bei ehrlichen und mutigen Chefs und Chefinnen wächst der Respekt der Mitarbeitenden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dem eigenen Fehlverhalten umzugehen und darauf zu reagieren.
- Wir beschwichtigen uns selbst und unser schlechtes Gewissen.
- Wir versuchen, die Situation zu vergessen und kehren es unter den Teppich.
- Wir finden wortreiche Erklärungen, warum unser Handeln mit uns eigentlich nichts zu tun hat.
Die Ursache für diese Reaktionen ist oft die Scham über unsere eigene Unzulänglichkeit.
Was das schwierige beim Leiten ist, ist die Tatsache, dass die ganze Persönlichkeit mitmischt: unsere Erfahrungen mit den Autoritäten unseres Lebens, unsere Emotionen und Werte, unsere Klarheiten und unsere Konflikte … Führen und Leiten sind keine Aufgaben, die Sie wie die Buchführung in zwei Stunden am Nachmittag erledigen können. Nein, jeder Moment, in dem Sie in Kontakt mit Ihren Mitarbeitenden sind, wirkt: auf die Beziehung und das Vertrauen, auf die Grundlage Ihrer Zusammenarbeit.
Was tun, wenn ES passiert ist?
Drei Tipps, die eigene Scham für die Stärkung der Beziehung und des Vertrauens im Team zu nutzen:
- Wenn Ihr Anspruch der einer wertschätzenden, respektvollen Führung ist, dann tun Sie genau das mit Ihrer Scham. Sie schätzen genau diese für Sie peinliche Situation wert. Sie gehen auch mit sich und dieser Handlung respektvoll um. Das heißt eben NICHT „kleinreden“. Ihre Scham zeigt Ihnen, dass Sie (noch) Entwicklungspotenzial haben.
- Sprechen Sie es offen an. Manche können das direkt, andere schlafen besser eine Nacht darüber. Auf jeden Fall selbst zeitnah ANSPRECHEN – das, was passiert ist, mit eigenen Worten zusammenfassen, das eigene Gefühl vielleicht auch in der Situation und auch das Gefühl der Scham hinterher. Keine Sorge: Das macht Sie als Führungskraft nicht kleiner, sondern souveräner in den Augen Ihrer Mitarbeitenden.
- Entschuldigen Sie sich für den Vorfall. Auch hierbei beschreiben Sie kurz, was passiert ist, und was Sie in Ihren Augen falsch gemacht haben. Nicht beschwichtigen, nicht für die eigene Unzulänglichkeit die anderen verantwortlich machen. Der kluge Dreischritt lautet: Situation sachlich beschreiben, Gefühl benennen, eigenes Versagen beim Namen nennen und um Entschuldigung bitten. Machen Sie sich dabei nicht klein und brechen Sie nicht in Wehklagen aus.
Es ist gut, wenn Ihr Ideal eine authentische und wahrhaftige Führungspersönlichkeit ist. Und diese hat immer Licht und Schatten. Darin liegt der Vorteil, dass auch Ihre Mitarbeitenden nicht so tun müssen, als wären sie perfekt. Es ist schwierig, mit einem und für einen „Superman“ den Arbeitsalltag zu gestalten. Ihr Umgang mit Ihrem Missgeschick kann die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihrem Team stärken oder schwächen.
Trauen Sie sich und packen Sie Ihre Scham bei den Hörnern. Ihr Team wird Sie dafür schätzen.
Herzliche Grüße,
Ihre Lioba Heinzler
(Bildquelle: «day 142/365» by Nadja Varga via flickr (CC BY-SA 2.0) – keine Bildbearbeitung | no changes made.)