Ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest.
Genieße die Tage, gerne auch mit den Menschen, die wichtig für Dich sind.
Denke daran: Du musst an diesen Tagen gar nichts 😉
Ich habe in meinem Impulsletter im Dezember 2023 ein paar Überlegungen zur Verkitschung des Weihnachtsfestes geschrieben. Darauf reagierten viele mit sehr persönlichen Worten. Deshalb auch hier für alle, die sie bisher nicht kennen:
Weihnachtsgedanken
Oder: der romantische Weihnachtskitsch geht mir ziemlich auf die Nerven
🎄Weihnachts-Poplieder sind wunderbar schmissig und zaubern auch bei mir jedes Jahr gute Laune beim ersten Mal hören. Beim 40zigste Mal im Laden, im Restaurant oder Radio bin ich genervt. Und ja, unsere traditionellen Adventslieder sind besinnlicher und getragener und eignen sich weniger für ausgelassene Stimmung und Hüftschwung.
🎄 Wenn immer häufiger schon zu Beginn der Adventszeit der Christbaum in der Wohnung aufgestellt wird, dann verliert der Zauber von Weihnacht seinen Glanz. Übrigens, die Weihnachtszeit geht bis zum 6. Januar, dem Fest der Heiligen drei Könige.
🎄 Ich finde es schade, dass die Idee des Advents immer mehr verloren geht. Wir haben einige Jahre von Mitte Dezember bis Anfang Januar im Süden der USA bei unserer in Memphis studierenden Tochter verbracht. Dort kennt man diese Unterscheidung zwischen Advent und Weihnachten auch in gläubigen Familien nicht mehr. „All is christmas time“.
🎄 Das wichtigste christliche Fest ist nicht Weihnachten, sondern Ostern, gefolgt von Pfingsten. Später hat man überlegt, dass dieser wichtige Jesus auch ein Geburtsfest braucht und es dann mit dem damals geläufigen Ritual der Wintersonnenwende gekoppelt.
🎄 Das Bild der Heiligen Familie trifft unseren tiefen Wunsch nach Geborgenheit und Harmonie. Dies ist aber nicht die Aussage von Weihnachten. Weihnachten ist ein Glücksmoment zwischen dem Unheil in der Welt.
🎄 Glaubste nicht, dann schau nochmals in die Bibel: eine Hochschwangere, die sich auf den tagelangen Marsch über die Berge aufmachen muss, weil ein Herrscher wissen will, wie viele Leute in seinem Reich leben. Na, prima.
🎄 Dort angekommen, findet sich keine Unterkunft. Sie, Maria, und ihr Mann Josef werden in den Herbergen abgewiesen.
🎄 Und wer denkt, so eine Geburt im Stall sei idyllisch, hat noch kein Kind geboren. Nein, sie sind bei den Ärmsten der Gesellschaft, den Hirten, untergekommen. Wie gut, dass die anwesenden Schafe und Ziegen – Ochs und Esel kamen erst zirka 1000 Jahre später dazu – es ein wenig wärmer und muffeliger im zugigen Stall machten. Ironie off.
🎄 Schön, dass die Weisen aus dem Morgenland ein paar Tage später vorbeikamen und ein paar wertvolle Geschenke mitbrachten. Dummerweise hatten sie davor dem machtbesessen, blutrünstigen Herrscher Herodes von der Geburt erzählt. Und dieser ordnete die Ermordung aller Jungs in der Stadt Bethlehem bis zum Alter von 2 Jahren an. Wie auch heute, wo machtgeile Herrscher für Leid und Tod sorgen.
🎄 Josef war ja ein besonderer Mann. Mich fasziniert immer wieder, dass er den Engeln in seinen Träumen vertraute und deren Befehle umsetzte. Auch als dieser ihm sagte, dass er mit Maria und dem Kind nach Ägypten fliehen soll, weil dem Kind Gefahr drohe.
🎄 Vermutlich findet niemand eine Flucht mit Säugling romantisch. Meine Vermutung ist, dass das der Grund ist, warum wir diese Teile der Weihnachtsgeschichte weglassen.
🎄 Advent und Weihnachten bieten eine Menge Anregungen für unser Leben. Und Leben besteht aus Licht und Schatten, Glück und Verzweiflung, Nähe und Verlassenheit. Die Differenzierung lässt die vielfältigen Facetten des Lebens leuchten. Die Verkürzung, die ich heute bei diesem Fest erlebe, raubt uns die Tiefe und macht das Fest auf unterschiedliche Weise schal.
🎄 Ich erlebe seit Jahren ein anstrengendes Gerenne und erwartungsvolle Hektik in den ersten Wochen im Dezember. Und irgendwie macht sich dann schnell, spätestens am 26. Dezember Ernüchterung breit, so als wäre eine große Hoffnung nicht erfüllt worden. Wenn wir so schnell danach wieder zu Business as usual zurückgehen und sich nichts durch diese turbulenten Wochen nichts verändert, alles beim Alten bleibt, wenn, dann ist es schade um jede enttäuschte Erwartung und der ganze Aufwand taugt zu nichts.
🎄 Bei der Romantisierung von Weihnachten fällt mir wie bei vielen esoterischen Ansätzen auf, dass es darum geht, das permanente Glück zu finden und die Glückseligkeit zu pflegen. Mir fehlt dabei, die Spannungen im Leben bewusst zu akzeptieren und dann zu üben, damit leichter umzugehen.
🎄 Übrigens, ich feiere seit Jahren stressfrei Weihnachten. Wer sagt, dass ich Erwartungen erfüllen muss …
Für alle, die sich fragen, warum ich das so sicher weiß: ich bin katholisch und Katholik*innen lieben ja Traditionen und Brauchtum mit allen Sinnen.
Vor 40 Jahren habe ich Religionspädagogik studiert und war 15 Jahre lang hauptberuflich Seelsorgerin in der katholischen Kirche.
Das ist schon länger her … und bin nun schon über 20 Jahre selbständig als Supervisorin und UnternehmensCoach. Ja, ich bin schon älter 😉
Von Herzen grüßen Dich
Lioba Heinzler und ihr gesamtes Team