Besondere Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge durch Frauen– Rückblick auf den Aktionsmonat Juni 2025
Wenn Frauen ein Unternehmen übernehmen möchten, gibt es einige besondere Hürden. Diese haben oft mit alten Rollenbildern, fehlender Unterstützung und wenig Sichtbarkeit zu tun. Hier sind die wichtigsten Punkte:
1. Alte Rollenbilder in der Familie
In vielen Familienunternehmen denkt man oft zuerst an den Sohn, wenn es um die Nachfolge geht. Töchter werden manchmal nicht gefragt oder erst später eingebunden. Frauen sollen oft gleichzeitig gute Unternehmerinnen und gute Mütter sein – das ist eine große Doppelbelastung.
2. Weniger Zugang zu Netzwerken
In vielen Wirtschaftsnetzwerken sind vor allem Männer aktiv. Frauen haben deshalb oft weniger Kontakte zu wichtigen Personen in der Branche. Es gibt auch nur wenige weibliche Vorbilder, die ein Unternehmen erfolgreich übernommen haben. Das macht es schwerer, sich selbst das Gleiche zuzutrauen.
3. Selbstzweifel und wenig Unterstützung
Viele Frauen unterschätzen ihre Fähigkeiten – auch wenn sie sehr gut ausgebildet sind. Oft trauen Väter in Familienunternehmen ihren Töchtern die Nachfolge nicht zu oder bereiten sie nicht ausreichend darauf vor. Dadurch fehlt den Frauen manchmal die nötige Erfahrung oder das Selbstvertrauen.
4. Weniger gute Rahmenbedingungen
Wenn die Familie die Tochter nicht früh genug auf die Nachfolge vorbereitet, gibt es keinen klaren Übergabeplan. Frauen haben manchmal auch mehr Schwierigkeiten, einen Kredit für das Unternehmen zu bekommen. Einige Banken oder Investoren trauen Frauen weniger zu als Männern – obwohl das nicht gerecht ist.
5. Spannungen in der Familie
Wenn eine Tochter das Unternehmen übernimmt und ein Bruder nicht, kann das zu Konflikten führen. Frauen stehen oft zwischen den Erwartungen der Familie und den Anforderungen des Unternehmens. Das macht die Nachfolge noch schwieriger.
Frauen, die ein Unternehmen übernehmen möchten, haben oft mehr Hindernisse als Männer – nicht wegen fehlender Fähigkeiten, sondern wegen alter Denkmuster und fehlender Unterstützung. Dabei zeigen viele Studien: Frauen führen Unternehmen oft erfolgreich, nachhaltig und mit viel Verantwortung für Mitarbeitende. Wichtig ist, dass Frauen frühzeitig eingebunden und gezielt gefördert werden.
Die Highlights unserer sieben Live-Streams:
Am 7. Juni: Margit Hertlein – „Wie organisiert frau die Nachfolge bei einer Personenmarke?“
Kennst Du das Dilemma? Du hast ein Unternehmen aufgebaut, bei dem alles an Dir als Person hängt – Dein Name, Dein Gesicht, Deine Persönlichkeit. Wie übergibt man sowas? Margit Hertlein nahm uns mit auf ihre Reise: „Als Rednerin und Trainerin WAR ich meine Marke. Die Vorstellung, dass jemand anderes als ‚Margit Hertlein‘ auftreten sollte, erschien mir absurd. Bis ich verstand: Es geht nicht darum, mich zu ersetzen, sondern meine Werte und meine Philosophie weiterzugeben.“
Ihr goldener Tipp: „Beginne mindestens fünf Jahre vor dem geplanten Ausstieg damit, Dein Unternehmen von Deiner Person zu entkoppeln. Stelle die Werte in den Mittelpunkt, nicht Dich selbst.“
Margit Hertlein – Trainerin, Coach und Konzeptexpertin
Studierte Ethnologie und BWL und gründete nach dem Studium einen Zubehörversandhandel für VW-Busse. Nach diesen ersten unternehmerischen Erfahrungen übernahm sie für ein Jahrzehnt die Geschäftsführung in einem VW Autohaus. Danach gab es einen schöpferischen, musikalischen Wechsel mit verschiedenen Bandprojekten. Bei einem Bildungsträger schnupperte sie Seminarluft, stellte fest „das ist es“ und machte sich noch einmal selbständig.
Margit Hertlein ist Vorstandsmitglied und leitet das Mentoringprogramm der German Speakers Association (GSA e.V.), der Vereinigung deutscher Spitzentrainer.
Webseite: https://www.margit-hertlein.de/
Fotorechte: Jochen Wieland
Am 10. Juni: Dorina Bahls – „Nachfolge in der Familie: ein guter Plan mit Anlaufschwierigkeiten“
Dorina brachte uns zum Lachen – und zum Nachdenken. „Mein Vater und ich hatten einen 40-seitigen Übergabeplan. Was wir nicht hatten: einen Plan für unsere Gefühle.“
Mit entwaffnender Ehrlichkeit schilderte sie, wie sie als Tochter und Nachfolgerin zwischen Respekt und Erneuerungsdrang balancierte: „In der dritten Woche habe ich sein geliebtes Flipchart durch digitale Boards ersetzt. Er hat drei Tage nicht mit mir gesprochen. Ich dachte: ‚Super, jetzt habe ich den Generationskonflikt perfekt inszeniert!'“
Was schließlich half? „Wir haben einen Ritual-Dienstag eingeführt. Da darf er mir erklären, warum früher alles besser war – und ich darf ihm zeigen, welche seiner Weisheiten heute noch goldrichtig sind.“
Dorina Bahls – Geschäftsführerin
Unternehmerin, Logistikerin, Mutter, mit klarer Meinung.
Sie ist eine gelernte Krankenschwester und machte sich als Kurierfahrerin selbstständig. Hat zur Unternehmensnachfolge mit dem Stiefsohn aus der Soloselbstständigkeit eine GmbH gemacht.
Geschäftsführende Partnerin bei HELMSINGER Transport GmbH.
Webseite: www.helmsinger.de
Fotorechte: eigenes Foto
Am 17. Juni: Francisco Otto – „Wie KI und digitales Targeting die Nachfolge im Mittelstand verändert“
Francisco zeigte uns die Zukunft der Unternehmensnachfolge: datengestützt, vorurteilsfrei und effizient. Seine Plattform matching.bot bringt Unternehmen und potenzielle Nachfolger*innen zusammen – mit überraschenden Ergebnissen.
„Als wir die KI mit Erfolgsfaktoren für gelungene Nachfolgen trainierten, stellten wir fest: Frauen werden vom Algorithmus überdurchschnittlich oft als ideale Nachfolgerinnen vorgeschlagen – weil sie genau die Soft Skills mitbringen, die in der Transformationsphase entscheidend sind.“
Ein Aha-Moment für viele Teilnehmerinnen: Technologie kann helfen, die unbewussten Vorurteile zu überwinden, die Frauen oft den Weg an die Unternehmensspitze versperren.
Francisco Otto – Gründer
Francisco Otto ist Gründer von matching.bot, einem digitalen Service für Unternehmensnachfolge im Mittelstand. Mit gezieltem Targeting, KI und Chatbot-Technologie bringt er Unternehmer:innen und geeignete Nachfolger:innen zusammen – diskret, effizient und datenbasiert.
Webseite: www.matching.bot (in Kürze live)
Fotorechte: eigenes Foto
Am 23. Juni (Aktionstag): Christopher Heckel – „Unternehmen kaufen – Meta Platform für mehr Transparenz“
„Der Markt für Unternehmenskäufe ist wie ein zugiger Basar ohne Preisschilder“ – Christopher brachte es auf den Punkt. Seine Meta-Plattform schafft endlich Transparenz in einem traditionell undurchsichtigen Markt.
Besonders wertvoll: Seine Tipps zur Finanzierung. „Viele Frauen denken, sie bräuchten ein Vermögen, um ein Unternehmen zu kaufen. Dabei gibt es heute so viele Finanzierungsmodelle, dass der Einstieg oft günstiger ist als eine Neugründung.“
Die Zahlen sprechen für sich: „Über unsere Plattform wurden im letzten Jahr 214 Unternehmen verkauft – 83 davon an Frauen. Vor fünf Jahren lag der Anteil noch bei unter 20%.“
Christopher Heckel – CTO
Mit der Platform viaductus macht Christopher Heckel Unternehmensnachfolgen in Deutschland einfacher. viaductus sorgt dafür, dass Erstkäufer deutlich leichter ein passendes Unternehmen finden, und im Prozess bestens unterstützt werden. Christopher ist als Chief Technology Officer (CTO) für das Produkt bei viaductus verantwortlich.
Webseite: www.viaductus.de
Am 23. Juni (Aktionstag): Maik Pfingsten – „Nach 4 Wochen war ich überflüssig – Lessons Learned vom Verkauf meines Ingenieurbüros“
Selten wurde so herzlich gelacht wie bei Maiks Vortrag – weil er so schonungslos ehrlich über sein eigenes Ego sprach. „Ich hatte 20 Jahre ein erfolgreiches Ingenieurbüro geführt. Dann verkaufte ich an eine 32-jährige Ingenieurin – und war sicher, sie würde wochenlang meine Hilfe brauchen.“
Die Realität? „Nach vier Wochen hatte sie alles optimiert, wofür ich nie Zeit gefunden hatte. Die Mitarbeiter liebten sie. Und ich saß in meinem neuen Büro und fühlte mich… nutzlos.“
Seine Erkenntnis: „Das größte Geschenk, das Du Deinem Unternehmen machen kannst, ist eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger, die oder der es besser macht als Du. Auch wenn es wehtut.“
Maik Pfingsten – Mentor/Investor/Podcaster
Sold a Business | Wrote a Bestseller | Build a Carnival Float
Webseite: https://maikpfingsten.de/
Fotorechte: Alex Müller
Am 24. Juni: Sandra Weckert – „Setz Dich ans Kopfende! – Leadershipcoaches wanted!“
„Als ich mein erstes Management-Meeting leitete, setzte ich mich instinktiv in die Mitte des Tisches – nicht an die Spitze. Ein symbolischer Akt, der viel aussagt“, berichtete Sandra.
Ihr Workshop drehte sich um das „Chefinnensyndrom“: Dieses nagende Gefühl, nicht gut genug zu sein oder nicht an den Chefsessel zu gehören, das besonders Frauen in Führungspositionen kennen.
„Du musst nicht führen wie Dein Vorgänger. Du musst nicht führen wie die Männer um Dich herum. Du musst so führen, dass es zu Dir passt und dem Unternehmen dient.“ Diese Botschaft kam an – die Teilnehmerinnen berichteten von Erleichterung und neuem Selbstbewusstsein.
Sandra Weckert – Expertin für Leadership
Sandra Weckert ist nicht nur eine Art „Naturereignis“ – sondern befähigt auch Menschen, die in der Lage sind, bis 4 zu zählen, Teams effizient, empathisch und gleichzeitig zielgerichtet zu führen. Setz Dich ans Kopfende! sagt, was sie sucht: Leadershipcoaches wanted!
Webseite: sandraweckert.de
Fotorechte: Sarah Eick
Am 1. Juli: Lioba Heinzler – „Nachfolge ist nichts für Feiglinge“
Zum Abschluss des Aktionsmonats fasste ich, Lioba die Erkenntnisse zusammen und sprach Klartext: „Unternehmensnachfolge ist wie eine Achterbahnfahrt. Es gibt Höhen und Tiefen, manchmal wird Dir schlecht, und am Ende bist Du stolz, dass Du Dich getraut hast.“
Ihr eindringlicher Appell: „Warte nicht, bis Du Dich zu 100% bereit fühlst – dieser Tag wird nie kommen. 80% Bereitschaft und 20% gesunder Respekt vor der Aufgabe – das ist die perfekte Mischung für eine erfolgreiche Nachfolge.“
Was Nachfolgerinnen anders machen – und warum das gut ist
Aus allen Gesprächen kristallisierten sich fünf Stärken heraus, die Frauen in die Nachfolge einbringen:
- Zuhören statt Ansagen: Nachfolgerinnen nehmen sich oft mehr Zeit, die bestehende Unternehmenskultur zu verstehen, bevor sie Veränderungen anstoßen. Das schafft Vertrauen bei den Mitarbeitenden.
- Team vor Ego: Die Bereitschaft, Erfolge zu teilen und Unterstützung zu suchen, macht Unternehmen unter weiblicher Führung oft widerstandsfähiger.
- Pragmatismus statt Prinzipien: „So haben wir das immer gemacht“ gilt nicht. Frauen hinterfragen tradierte Abläufe häufiger und finden pragmatischere Lösungen.
- Langfristdenken: Nachhaltigkeit, nicht nur im ökologischen Sinne, sondern auch in Bezug auf Unternehmensentwicklung und Mitarbeiterbindung, steht häufiger im Fokus.
- Multitasking als Superkraft: Die Fähigkeit, mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten – im Beruf oft kritisch betrachtet – erweist sich in der komplexen Übergangsphase einer Nachfolge als echter Vorteil.
Die fünf goldenen Regeln für erfolgreiche Nachfolgerinnen
Aus den Erfahrungen unserer Expert*innen und Teilnehmerinnen haben wir fünf goldene Regeln destilliert:
- Respektiere das Bestehende, wage das Neue: Anerkenne die Leistung Deiner Vorgänger*innen, aber hab keine Angst, Dinge anders zu machen. Die Balance macht’s.
- Such Dir Verbündete: Nicht nur im Unternehmen, sondern auch außerhalb. Eine Mentorin oder ein Mentor, die oder der selbst eine Nachfolge gemeistert hat, kann Gold wert sein.
- Kommuniziere mehr als nötig: In Zeiten des Übergangs kann es nie zu viel Kommunikation geben. Transparenz schafft Vertrauen – bei Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten.
- Feiere kleine Erfolge: Der Weg der Nachfolge ist lang. Nimm Dir Zeit, auch kleine Fortschritte zu würdigen – und lade alle ein mitzufeiern.
- Vergiss die Selbstfürsorge nicht: Eine Nachfolge fordert Dich emotional und mental. Plane bewusst Auszeiten ein und pflege Deine persönlichen Kraftquellen.
Dein nächster Schritt: Von der Inspiration zur Aktion
Der Aktionsmonat ist vorbei, aber Deine Reise kann jetzt beginnen! Hier sind konkrete nächste Schritte:
Informiere Dich:
- Alle Sessions unseres Aktionsmonats sind als Aufzeichnungen verfügbar. Gönn Dir einen Nachmittag mit Kaffee und Notizblock und lass Dich inspirieren.
- Netzwerke aufbauen: Tritt unserer Community bei, um Dich mit anderen Nachfolgerinnen und Expertinnen auszutauschen. Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen!
- Selbstreflexion wagen: Nutze unser „Nachfolge-Readiness-Tool“, um herauszufinden, wo Deine Stärken liegen und wo Du noch Unterstützung brauchst.
Vorbilder suchen: Sprich mit Nachfolgerinnen in Deiner Region. Nichts ist inspirierender als der direkte Austausch mit jemandem, der diesen Weg schon gegangen ist.
Fazit: Die Zeit ist reif für weibliche Nachfolge
Unser Aktionsmonat hat eines klar gezeigt: Die Unternehmenswelt braucht mehr Nachfolgerinnen! Nicht als Quotenfrauen, sondern weil sie mit ihren Fähigkeiten und Perspektiven Unternehmen erfolgreicher, menschlicher und zukunftsfähiger machen.
Die alten Denkmuster bröckeln, neue Möglichkeiten entstehen – und Du kannst Teil dieser Bewegung sein. Ob als Nachfolgerin, als Mentorin oder als Unterstützerin: Jede und jeder kann dazu beitragen, dass in Zukunft mehr Frauen am Kopfende des Tisches Platz nehmen.